In diesem Beitrag wird Ihnen die Metaanalyse von Zhao et al. (2022) mit den wichtigsten Erkenntnissen vorgestellt. 

Mittlerweile ist bekannt, dass der Verzehr von rotem und insbesondere von verarbeitetem Fleisch mit einem steigenden Risiko für Magen-Darm-Krebserkrankungen assoziiert ist (Cross et al. 2010, Yiannakou et al. 2021). Ob eine pflanzenbasierte Ernährung im Rückschluss vor Krebserkrankungen schützt, muss statistisch gut belegt werden. Dabei zählen in dieser Metaanalyse zur pflanzenbasierten Ernährung vegetarische Ernährungsformen, die mediterrane Ernährung sowie die prudent diet, da bei diesen Ernährungsweisen der Schwerpunkt auf Gemüse, Obst und Getreide liegt. 

Prudent diet (umsichtige Ernährung) stellt eine fett- und cholesterinkontrollierte Ernährungsform dar, wobei die Aufnahme von Eiern, Vollmilch- und Milchprodukten auf Vollmilchbasis, Leber, Schalentiere und handelsüblichen Backwaren eingeschränkt wird. Mageres Fleisch ist erlaubt. Der Konsum von Fisch sollte mindestens 4-5 Mal/Woche erfolgen (Livingston 1973).

Ziel der Metaanalyse von Zhao et al. (2022) war es, den Zusammenhang zwischen einer pflanzenbasierten Ernährung und Magen-Darm-Krebserkrankungen besser beurteilen zu können, um so Hinweise für Ernährungsempfehlungen zu erhalten. Es wurden dabei 3.059.009 Proband*innen aus 18 Kohortenstudien und 31 Fall-Kontroll-Studien  eingeschlossen. 

Ergebnisse Gesamtanalyse:

Die Ergebnisse der Gesamtanalyse deuten darauf hin, dass eine pflanzenbasierte Ernährung in den eingeschlossenen Kohortenstudien und Fall-Kontroll-Studien einen Schutzfaktor für das Risiko von Magen-Darm-Krebserkrankungen darstellt (RR = 0,82, OR = 0,70).

Ergebnisse detailliert:

Für die Kohortenstudien ergab sich eine signifikante Reduktion des Krebsrisikos durch eine pflanzenbasierte Ernährung, insbesondere für Bauchspeicheldrüsen-, Leber-, Magen-, Kolon- und Rektumkrebs. Die Risikoreduktion lag dabei zwischen 12 % (Kolonkrebs) und 49 % (Leberkrebs). Vergleichbare Zusammenhänge wurden in den Fall-Kontroll-Studien für Bauchspeicheldrüsen-, Leber-, Rachen-, Kehlkopf-, Magen- und Kolorektalkrebs  ermittelt (alle p < 0,00). Die Chance zu erkranken war je nach Krebsart um 35% (Bauchspeicheldrüsenkrebs) bis 56% (Kehlkopfkrebs) reduziert. Jedoch wurde hier kein statistisch signifikanter Zusammenhang zwischen der pflanzenbasierten Ernährung und Kolon- oder Rektumkrebs gefunden. 
In den Kohortenstudien war eine pflanzenbasierte Ernährung statistisch signifikant mit einer Krebsrisiko-Reduktion für das gesamte Verdauungssystem bei Männern sowie Frauen assoziiert (RR = 0,81, OR = 0,57).

Ergebnisse der ergänzenden Analyse:

Aufgrund der Heterogenität zwischen den Studien wurden weitere Analysen durchgeführt, in denen verschiedene Aspekte genauer untersucht wurden.

1. Krebserkrankungen auf unterschiedlichen Kontinenten:  

In der Metaanalyse wurden die eingeschlossenen Kohorten- und Fall-Kontroll-Studien zusätzlich nach den Kontinenten Nordamerika, Europa und Asien unterteilt. Dabei zeigte sich für alle drei Kontinente, sowohl für die Kohorten- als auch für die Fall-Kontroll-Studien, dass das Risiko einer Krebserkrankung durch pflanzenbasierte Ernährungsmuster signifikant reduziert werden kann.

2. Krebserkrankungen und Ernährungsmuster:

Die Autor*innen fanden jeweils einen signifikanten negativen Zusammenhang zwischen der veganen (RR = 0,80), flexitarischen (RR = 0,87), mediterranen (RR = 0,69) und umsichtigen Ernährung (prudent diet) (RR = 0,85) und Magen-Darm-Krebserkrankungen in den Kohortenstudien. Personen, die sich vegan (OR = 0,62), umsichtig (prudent diet) (OR = 0.59), mediterran (OR = 0,55), pesco-lavto-ovo-vegetarisch (OR = 0,21) oder lacto-vegetarisch (OR = 0,61) ernährten, wiesen in den Fall-Kontroll-Studien einen negativen Zusammenhang mit Magen-Darm-Krebserkrankungen auf, nicht aber bei einer flexitarischen Ernährung (p = 0,195) oder der DASH-Diät (p = 0,499). 

Für eine weitere Analyse wurden die pflanzenbasierten Ernährungsweisen in „vegane Ernährung“ und „nicht-vegane Ernährung“ unterteilt. Die Autor*innen haben sowohl für die vegane (RR 0,80, OR = 0,62) als auch die nicht-vegane Ernährung (RR 0,82, OR = 0,72) einen statistisch signifikanten negativen Zusammenhang mit Magen-Darm-Krebserkrankungen festgestellt. Der Vergleich der veganen und nicht-veganen Ernährung ergab jedoch keinen statistisch signifikanten Unterschied.

3. Nachbeobachtungsintervalle:

Es zeigten sich keine Unterschiede in der schützenden Wirkung einer pflanzenbasierten Ernährung in Abhängigkeit des Nachbeobachtungszeitraums (≤ 10 Jahre im Vergleich zu >10 Jahre)

Zusammenfassung Ergebnisse:

Die Ergebnisse dieser Metaanalyse deuten auf eine schützende Wirkung einer pflanzenbasierten Ernährung in Bezug auf das Risiko für Magen-Darm-Krebserkrankungen hin. Dabei besitzt eine vegane Ernährung eine vergleichbare Schutzwirkung gegen Magen-Darm-Krebserkrankungen wie andere, primär vegetarische Ernährungsweisen. 

 

 

Cross AJ, Ferrucci LM, Risch A, Graubard BI, Ward MH, Park Y, et al.. A large prospective study of meat consumption and colorectal cancer risk: an investigation of potential mechanisms underlying this association. Cancer Res.(2010) 70:2406–14. doi: 10.1158/0008-5472.CAN-09-3929 

Livingston GE. The prudent diet: What? why? how? Preventive Medicine, Volume 2, Issue 3, 1973, Pages 321-328, ISSN 0091-7435. doi: https://doi.org/10.1016/0091-7435(73)90027-3

Yiannakou I, Barber LE, Li S, Adams-Campbell LL, Palmer JR, Rosenberg L, et al.. A prospective analysis of red and processed meat intake in relation to colorectal cancer in the black women’s health study. J Nutr. (2021) 52:1254–62. doi: 10.1093/cdn/nzab036_030 

Zhao Y, Zhan J, Wang Y, Wang D. The Relationship Between Plant-Based Diet and Risk of Digestive System Cancers: A Meta-Analysis Based on 3,059,009 Subjects. Front Public Health. 2022 Jun 3;10:892153. doi:10.3389/fpubh.2022.892153