Pflanzliche Fleisch- und Milchalternativen werden für eine nachhaltigere Ernährung immer häufiger empfohlen. Vor diesem Hintergrund entstand die Studie von Kozicka et al. 2023, bei der es darum ging, die theoretischen Auswirkungen einer globalen Ernährungsumstellung durch den Umstieg auf vegane Alternativen zu bewerten. Im Rahmen der Studie wurden die tierischen Produkte (Schwein, Rind, Hühnchen und Milch) großflächig durch hypothetische Rezepte mit veganen Fleisch- und Milchalternativen substituiert.
Für folgende Regionen wurden die Berechnungen erstellt: Brasilien, China, Russland, Indien, Naher Osten und Nordafrika, andere asiatische Länder, andere südamerikanische Länder, Südostasien, Subsahara-Afrika, Ozeanien, Kanada, Europa und die USA. Es wurde entweder eines der vier aufgezählten tierischen Produkte substituiert oder alle. Für Rindfleisch gab es fünf alternative Rezepte, für die anderen tierischen Produkte zwei. Die Zutaten wurden entweder lokal oder global besorgt.
Die Analyse der Rezepte erfolgte mithilfe des Global Biosphere Management (GLOBIOM). Die pflanzlichen Rezepte, die zugrunde gelegt wurden, waren bzgl. der Inhaltsstoffe äquivalent mit den tierischen Produkten. So ging es bei den pflanzlichen Alternativrezepten vor allem darum, die ernährungsphysiologische Qualität unter Berücksichtigung globaler und lokaler Aspekte zu entwickeln. In jedem Rezept wurde eines von sechs verschiedenen Pflanzenölen (Palm-, Erdnuss-, Soja-, Raps-, Sonnenblumen-, Baumwollsamenöl) eingesetzt. Einige Rezepte glichen z. B. dem Impossible oder dem Beyond-Burger.
Bei den Prognosen wurden Treibhausgasemissionen, Landnutzung, Biodiversität, Lebensmittelpreise- und -sicherheit berücksichtigt. Die Szenarien basieren auf dem Shared Socioeconomic Pathway 2 (SSP2), der von einer mittleren Entwicklung der Weltbevölkerung und der wirtschaftlichen Rahmenbedingungen ausgeht. Die Prognosen zur Nahrungsnachfrage beruhen auf den drei Faktoren: Bevölkerungswachstum, Einkommenswachstum pro Kopf und Preisreaktion. Demzufolge wird die weltweite Nachfrage nach Nahrung bis zum Jahr 2050 aufgrund höherer Einkommen und wachsender Bevölkerung steigen. Der durchschnittliche Pro-Kopf-Verbrauch aller tierischen Produkte wird steigen – insbesondere die Nachfrage nach Hühnchen (+38 %) und Milch (+24 %). In den alternativen Szenarien wurden der prognostizierte Verbrauch tierischer Produkte zugrunde gelegt und durch pflanzliche Produkte ersetzt.
Die Ergebnisse zeigten eine verringerte Nachfrage an Futtermitteln, führten zu Preisrückgängen bei Nutzpflanzen und bei Tierprodukten, einer erhöhten Lebensmittelverfügbarkeit und einer verbesserten Ernährungssicherheit. In der Prognose wird von einer ineffizenten Verarbeitung der pflanzlichen Produkte ausgegangen, bei welcher z. B. Sojaproteinisolat statt der gesamten Sojapflanze verwendet wird. Jedoch ist in der Realität eine effizientere Nutzung zu erwarten.
Die Ergebnisse der Studie zeigten eine deutliche Reduktion globaler Umweltauswirkungen, wenn weltweit 50 % der vier genannten Haupttierprodukte durch pflanzliche Alternativen ersetzt würden. Die Reduktion von Wald- und Naturflächen würde nahezu vollständig gestoppt werden. Die Treibhausgasemissionen aus Landwirtschaft und Landnutzung würden bis zum Jahr 2050 im Vergleich zum Jahr 2020 um 31 % sinken. Das Wiederherstellen landwirtschaftlich genutzter Flächen könnte die Klimavorteile verdoppeln. Dabei weisen die Auswirkungen regionale Unterschiede auf, denn sowohl die Bevölkerungsgrößen als auch die Ernährungsgewohnheiten und die daraus resultierende Nachfrage nach Tierprodukten unterscheidet sich in den 13 Regionen immens. So konsumiert China z. B. am meisten Schweinefleisch weltweit (45 % des weltweiten Konsums) und Hühnerfleisch (15 %), während die USA den höchsten Rindfleischkonsum (15 %) haben. Insbesondere in China, Subsahara-Afrika und Südamerika zeigten sich die größten landwirtschaftlichen Auswirkungen. Grundsätzlich zeigte der Austausch von Rindfleisch den größten Einfluss auf Treibhausgasemissionen, Landnutzung und Biodiversität, während der Ersatz mehrerer Produkte synergetische Effekte hatte.
Die gesamte Studie ist hier kostenlos abrufbar.
Quelle: Kozicka, M., Havlík, P., Valin, H. et al. Feeding climate and biodiversity goals with novel plant-based meat and milk alternatives. Nat Commun 14, 5316 (2023).