Während auch in Großbritannien der Anteil der Bevölkerung, der sich für einen veganen oder pflanzenbasierten Lebensstil entscheidet, ansteigt, fehlen häufig aktuelle und repräsentative Daten, um Aussagen über den Lebensmittelverzehr und die Nährstoffzufuhr machen zu können. Bisherige Studien mit großen Kohorten liegen schon weit zurück, sodass noch nicht viele pflanzliche sowie angereicherte Alternativprodukte und die Nutzung von Supplementen erfasst wurden. Ebenfalls wurde bisher nicht die Nahrungs- und Nährstoffaufnahme der immer größer werdenden Zahl der Flexitarier untersucht. Vor diesem Hintergrund wurde die Feeding the Future Study (FEED) von Lawson et al. durchgeführt .

Rekrutiert wurden Menschen aus Großbritannien im Alter von über 18 Jahren, die an einer 20-minütigen Online-Befragung teilnahmen. Hierbei wurden durch einen Fragebogen die Ernährungsform (omnivor, flexitarisch, pescetarisch, vegetarisch und vegan), anthropometrische Daten sowie Informationen zum Lifestyle, soziodemographischen Hintergrund und den Ernährungsgewohnheiten erfasst. Letztere wurden mit einem angepassten FFQ (Food Frequency Questionnaire) abgefragt, welcher um pflanzliche Milch- und Fleischalternativen ergänzt wurde. Die Informationen zur Nährstoffzusammensetzung der verzehrten Lebensmittel wurden der UK Nutrient Databank entnommen, die ebenfalls um pflanzliche Produkte erweitert wurde. Die kalkulierte Nährstoffzufuhr wurde anschließend mit den britischen Referenzwerten für die Nährstoffzufuhr verglichen.

In die Studie wurden insgesamt 1562 Omnivor/innen, 1349 Flexitarier/innen, 568 Pescetarier/innen, 1292 Vegetarier/innen und 1571 Veganer/innen eingeschlossen. Der BMI unterschied sich signifikant zwischen den Gruppen und war bei den omnivoren Studienteilnehmer/innen am höchsten.

Flexitarier/innen dokumentierten im Vergleich zu Omnivor/innen einen weniger als halb so hohen Fleischverzehr und konsumierten dreimal so viele pflanzliche Fleischersatzprodukte. Der Verzehr von pflanzlichen Alternativen ist allgemein – im Einklang mit vom Markt verzeichneten Verkaufszahlen – stark angestiegen. Dies betrifft insbesondere vegane Milchalternativen, welche von allen Gruppen konsumiert wurden, wobei die Gruppe der Veganer/innen den höchsten Konsum verzeichnete (226,5 ml/Tag). Die verwendeten Produkte waren mit Calcium sowie häufig mit den Vitaminen B12 und D angereichert. Während die Datenlage zur Bioverfügbarkeit von Calcium aus angereicherten Pflanzendrinks noch heterogen ist, konnte in vergangenen Studien die Anreicherung mit Vitamin B12 maßgeblich zur Versorgung von Veganer/innen beitragen.

Je geringer der Anteil an tierischen Produkten in der Ernährung war, desto häufiger war die Einnahme von Supplementen: So nutzten Veganer/innen am häufigsten Supplemente (87 %). Auch Vitamin B12 wurde von 35-40 % der Veganer/innen als Supplement eingenommen, während nur 20 % der Vegetarier/innen und Pescetarier/innen Vitamin-B12– Supplemente nutzten. Obwohl etwa ein Viertel der Veganer/innen Omega-3-Fettsäuren supplementierte, hatte die Nutzung der Supplemente nur einen geringen Effekt auf die kalkulierte Nährstoffaufnahme. 

Für die Nährstoffzufuhr wurden im Allgemeinen die größten Unterschiede zwischen der Gruppe der veganen und omnivoren Proband/innen beobachtet. Während sich vegan ernährende Teilnehmende die höchste Aufnahme an Ballaststoffen, mehrfach ungesättigten Fettsäuren, Vitamin C und E aufwiesen, zeichnete sich die Ernährung der Omnivor/innen durch eine hohe Aufnahme an Protein, gesättigten Fettsäuren, Vitamin B12, Vitamin D und Jod aus. 

In der Gruppe der Veganer/innen und Vegetarier/innen wurde eine vergleichsweise geringe Aufnahme an Protein dokumentiert, jedoch haben alle Gruppen im Durchschnitt die Zufuhrempfehlungen in Bezug auf Protein, Obst, Gemüse und Salz erfüllt. Für Ballaststoffe wies lediglich die Gruppe der Omnivor/innen eine Aufnahme, die etwas unter den Empfehlungen lag, auf. Bezüglich der Aufnahme an gesättigten Fettsäuren blieben nur die Veganer/innen unter der empfohlenen Obergrenze und die maximale Zufuhr an freien Zuckern (5 % der Energieaufnahme) wurde in allen Gruppen überschritten. 

Für Vitamin B12 und Calcium zeigten Veganer/innen teilweise eine zu niedrige Aufnahme, welche im Vergleich zu bisher durchgeführten Untersuchungen jedoch höher liegt. Unter Einbezug der Bioverfügbarkeit wurde für Zink, Jod, Eisen und Selen eine leicht verminderte Nährstoffzufuhr für Veganer/innen und Vegetarier/innen beobachtet – dies sollte zukünftig bei Supplementations-Empfehlungen und bei der Anreicherung von Lebensmitteln berücksichtigt werden.

Der gesamte Artikel ist hier kostenlos aufrufbar. 

Quelle: Lawson I, Wood C, Syam N, Rippin H, Dagless S, Wickramasinghe K, Amoutzopoulos B et al. (2024): Assessing performance of contemporary plant-based diets against the UK dietary guidelines: findings from the Feeding the Future (FEED) study. Nutrients 16(9), 1336