Pflanzenbasierte Ernährungsmuster gewinnen zunehmend an Popularität. Insbesondere vegane Ernährungsweisen stehen im Allgemeinen mit besseren kardiovaskulären Risikomarkern und einem potenziell geringeren Risiko für kardiovaskuläre Erkrankungen in Zusammenhang. Dies liegt wahrscheinlich unter anderem an einem relativ hohen Konsum von Gemüse und Obst, Hülsenfrüchten, Vollkornprodukten sowie Nüssen und Samenkernen. Im Vergleich zu anderen Ernährungsweisen zeichnet sich ein ausgewogenes, veganes Ernährungsmuster meist durch eine niedrigere Energiedichte und eine höhere Zufuhr an Ballaststoffen, sekundären Pflanzenstoffen sowie bestimmten Vitaminen und Mineralstoffen aus.

In einer Interventionsstudie von Landry et al. wurde der Effekt einer achtwöchigen ausgewogenen veganen Ernährung auf kardiometabolische Biomarker, insbesondere den LDL-Cholesterinspiegel, im Vergleich zu einer ausgewogenen omnivoren Ernährung untersucht. Um den Einfluss von genetischen Faktoren und Umweltfaktoren zu minimieren, wurde die Studie mit 22 eineiigen Zwillingspaaren durchgeführt. Diese wurden randomisiert jeweils einer der beiden Ernährungsgruppen zugewiesen. Alle Teilnehmenden waren über 18 Jahre alt und gesund (Gewicht > 45,36 kg, BMI < 40 kg/m2, LDL-Cholesterin < 190 mg/dl, systolischer Blutdruck < 160 mmHg, diastolischer Blutdruck < 90 mmHg) und nicht schwanger.

Die Teilnehmenden der veganen Interventionsgruppe wurden angewiesen, alle tierischen Produkte für die Dauer der Studie zu vermeiden, während in der omnivoren Interventionsgruppe auf einen täglichen Verzehr tierischer Produkte geachtet werden sollte. In den ersten vier Wochen der Intervention erhielten die Teilnehmenden alle Hauptmahlzeiten (Frühstück, Mittag, Abendessen) über einen Mahlzeitenlieferservice gestellt. In der zweiten Hälfte der Ernährungsintervention (Woche 5 bis 8) waren die Teilnehmenden selbst verantwortlich für die Auswahl, Zubereitung und Menge der Lebensmittel. Zwischenmahlzeiten durften die Teilnehmenden nach Belieben selbst einkaufen und verzehren, um ihren Energiebedarf zu decken.
Folgende Leitsätze dienten den Teilnehmenden als Orientierung:
– möglichst unverarbeitete Lebensmittel auswählen
– auf ausgewogene Mahlzeiten mit Gemüse, stärkehaltigen Lebensmitteln, Proteinen und gesunden Fetten zu achten
– Vielfalt in den einzelnen Lebensmittelgruppen wählen
– diese Leitlinien nach persönlichen Vorlieben und Bedarf individualisieren.

Allgemein galt, dass die Teilnehmenden bis zur Sättigung essen sollten. In beiden Gruppen verbesserte sich durch die Intervention die Ernährungsqualität durch einen höheren Verzehr von Gemüse und Vollkornprodukten und einem geringeren Verzehr von Lebensmitteln mit zugesetztem Zucker. Im Vergleich zur omnivoren Interventionsgruppe berichtete die vegane Interventionsgruppe allerdings von einer geringeren Zufriedenheit mit ihrer Ernährung.

Die Studie untersuchte primär, wie sich das LDL-Cholesterin zwischen Beginn und Ende der Intervention (nach acht Wochen) veränderte. Zudem wurde die Veränderung von Körpergewichts, Triglyceriden, HDL-Cholesterin, Glucose, Insulin, Trimethylamin-N-oxid (TMAO) sowie Vitamin B12 gemessen. Die Untersuchungen fanden zu Beginn der Studie sowie nach vier und acht Wochen Intervention im nüchternen Zustand in der Stanford Clinical and Translational Research Unit statt.

Es konnte gezeigt werden, dass der LDL-Cholesterinspiegel in der Interventionsgruppe mit veganer Ernährungsweise nach acht Wochen signifikant abnahm im Vergleich zur omnivoren Parallelgruppe. Dieser Effekt war bereits nach vier Wochen Ernährungsintervention sichtbar. Auch das Körpergewicht und das Nüchtern-Insulin nahmen nach acht Wochen Intervention signifikant ab im Vergleich zur omnivoren Parallelgruppe.

Trotz der kurzen Studiendauer konnte eine Verbesserung einiger kardiometabolischer Biomarker durch eine vegane Ernährungsintervention gemessen werden. Da die Studienpopulation aus eineiigen Zwillingen bestand, können die gemessenen Effekte größtenteils auf die Ernährungsintervention zurückgeführt werden. Jedoch war die Studie nicht isokalorisch konzipiert, weshalb die Senkung des LDL-Cholesterinspiegels nicht eindeutig von der Gewichtsabnahme zu trennen ist. Die Erkenntnisse der Studie sind besonders (aber nicht nur) für Personen mit erhöhten Cholesterinwerten von Relevanz, da bei ihnen von einer deutlichen Cholesterinsenkung durch eine gesunde vegane Ernährung auszugehen ist.

Der Artikel ist hier kostenlos abrufbar.

Quelle: Landry MJ, Ward CP, Cunanan KM, Durand LR, Perelman D, Robinson JL, Hennings T, Koh L, et al (2023): Cardiometabolic effects of omnivorous vs vegan diets in identical twins: a randomized clinical trial. JAMA Netw Open. 6(11), e2344457. doi: 10.1001/jamanetworkopen.2023.44457