Im Folgenden wird Ihnen eine Studie von Colizzi et al. (2023) vorgestellt, die den Zusammenhang zwischen der EAT-Lancet Healthy Reference Diet und der Entstehung verschiedener ernährungsassoziierter Krankheiten sowie den Auswirkungen auf die Umwelt untersucht.

Die Healthy Reference Diet (HRD), auch Planetary Health Diet (PHD) genannt, wurde von der EAT-Lancet Kommission entwickelt. Sie hat das Ziel, bis 2050 knapp 10 Milliarden Menschen zu ernähren, ohne die planetaren Grenzen zu überschreiten. Die Ernährung sei „der stärkste Hebel, um die menschliche Gesundheit und die ökologische Nachhaltigkeit zu stabilisieren“, so die Kommission. Ohne zeitnahes Handeln steuert die Welt darauf zu, das Pariser Klimaabkommen und die Ziele für nachhaltige Entwicklung der Vereinten Nationen zu verfehlen (Willett et al. 2019). Die Planetary Health Diet besteht aus 14 Lebensmittelkategorien, welche überwiegend pflanzlich sind. Geringe Mengen tierischer Produkte können ebenfalls eingebaut werden, machen jedoch nur ca. 10 % der täglichen Energiezufuhr aus.

Die Daten der hier vorgestellten Studie stammen aus der European Prospective Investigation into Cancer and Nutrition, kurz EPIC-Studie. Diese ist eine der größten Kohortenstudien der Welt, welche bei über einer halben Million Menschen in zehn europäischen Ländern den Zusammenhang der Ernährung, des Lebensstils und der Umweltfaktoren zu Krebs und anderen chronischen Erkrankungen untersucht. Die in diesem Beitrag untersuchte Studie nutzt die Daten des niederländischen Beitrags zur EPIC-Studie, welcher aus zwei Kohorten besteht, die zwischen 1993 und 1997 rekrutiert wurden. Nach der Datenerhebung blieb man mit den Proband*innen in Kontakt, bis es zu einem kardiovaskulären Vorfall kam, die Teilnehmenden emigrierten, verstarben oder die Studie Ende 2010 abgeschlossen wurde. Insgesamt nahmen 35.496 Niederländer*innen teil, von denen 4.183 einen kardiovaskulären Vorfall erlitten und 2.355 eine koronare Herzkrankheit entwickelten.

 

Berechnung

Um zu ermitteln, inwieweit die Proband*innen sich nach den Empfehlungen der EAT-Lancet Kommission ernährten, wurden alle Lebensmittel in vier Gruppen eingeteilt. Abhängig von der Übereinstimmung mit den HRD-Zufuhrempfehlungen, konnten Werte von 0 bis 10 erreicht werden. Alle 14 Lebensmittelkategorien wurden analysiert und addiert, sodass ein Wert zwischen 0 und 140 erreicht werden konnte. Je größer der Wert, desto mehr ähnelte die Ernährung den Vorgaben der HRD. Anschließend wurden die Werte angepasst, sodass alle Proband*innen eine Energiezufuhr von 2500kcal/Tag erreichten. Dadurch konnten die Ernährungsweisen besser miteinander verglichen werden. Dieser Wert wird als energie-adjustierte HRD bezeichnet.

Um die Auswirkungen verschiedener Lebensmittel auf die Umwelt zu ermitteln, wurde eine Life-Cycle-Analysis genutzt. Dabei wurden folgende sechs Indikatoren von der primären Produktion, über den Verkauf, die Zubereitung und die endgültige Entsorgung betrachtet:
Treibhausgasemissionen, Anbaufläche, Menge an benötigtem blauem Wasser, Phosphat-Eutrophierung in Frischwasser, marine Nitrat-Eutrophierung und die Bodenversauerung. 

 

Ergebnisse

Die Spannweite des energie-adjustierten HRD-Wertes lag zwischen 32 und 117, der Durchschnitt lag bei 73. Proband*innen, die einen hohen HRD-Wert erreichten, waren meist weiblich, normalgewichtig, gut gebildet, rauchten nicht und konsumierten im Schnitt weniger Kalorien. Die Teilnehmenden wurden in vier Quartile mit je n=8874 eingeteilt, Die energie-adjustierten HRD-Werte von Quartil 1 (Q1) lagen zwischen 32 und 66, Quartil 2 zwischen 67 und 73, Quartil 3 zwischen 74 und 79 und Quartil 4 (Q4) reichte von 80 bis 117.
Vergleicht man Q1 mit Q4 so kann festgestellt werden, dass Q4 ein 14 % geringeres Risiko für die Entwicklung kardiovaskulärer Erkrankungen aufweist, auch lag das Risiko für Koronare Herzkrankheit 12% unter dem von Q1. Ein signifikanter Unterschied zwischen den Gruppen in Bezug auf das Schlaganfallrisiko konnte  nicht festgestellt werden.

Neben dem geringeren Risiko für ernährungsassoziierte Krankheiten ist die Ernährungsweise der EAT-Lancet Kommission auch in fast allen Bereichen ökologisch nachhaltiger. Vergleicht man Q4 mit Q1, so stößt Q4 3,5 % weniger Treibhausgasemissionen aus, benötigt 2,6 % weniger Fläche und versauert 8,1 % weniger Bodenfläche. Zudem gelangt 0,5 % weniger Phosphat und 2,5 % weniger Nitrat in Gewässer.
Lediglich die benötigte Menge an blauem Wasser war deutlich erhöht, insgesamt um 30,6 %. Das liegt daran, dass die HRD Obst und Nüsse beinhaltet, welche aus Regionen kommen, wo ohnehin schon ein Wassermangel herrscht und diese einen hohen Bedarf an Wasser haben. Dieses Problem könnte laut den Autor*innen allerdings gelindert werden, wenn stattdessen zu regionalen Früchten und Nüssen gegriffen wird.

 

Fazit:

Zusammenfassend kann durch die Studie gezeigt werden, dass eine Ernährung, die sich an den Empfehlungen der HRD orientiert, nicht nur das Risiko für kardiovaskuläre Erkrankungen (besonders koronare Herzerkrankung) verringern, sondern auch nachhaltiger für die Umwelt sein kann. 

 

Colizzi, Chiara; Harbers, Marjolein C.; Vellinga, Reina E.; Verschuren, W. M. Monique; Boer, Jolanda M. A.; Biesbroek, Sander et al. (2023): Adherence to the EAT-Lancet Healthy Reference Diet in Relation to Risk of Cardiovascular Events and Environmental Impact: Results From the EPIC-NL Cohort. In: Journal of the American Heart Association 12 (8), e026318. DOI: 10.1161/JAHA.122.026318.

 

Willett, Walter; Rockström, Johan; Loken, Brent; Springmann, Marco; Lang, Tim; Vermeulen, Sonja et al. (2019): Food in the Anthropocene: the EAT-Lancet Commission on healthy diets from sustainable food systems. In: Lancet (London, England) 393 (10170), S. 447–492. DOI: 10.1016/S0140-6736(18)31788-4.