Im Folgenden wird Ihnen eine 12-wöchige Interventionsstudie von Barnard et al. (2023) vorgestellt, die den Einfluss einer fettarmen, veganen Ernährung mit täglichem Verzehr von gekochten Sojabohnen auf vasomotorische Symptome und die Lebensqualität von Frauen in den Wechseljahren untersucht.

Vasomotorische Symptome wie Hitzewallungen und Schweißausbrüche sind kennzeichnend für den Übergang in die Wechseljahre und können dadurch je nach Schweregrad und Häufigkeit die Lebensqualität maßgeblich beeinträchtigen. Die Ursachen von Hitzewallungen sind noch nicht ausreichend geklärt; es wird jedoch angenommen, dass der Rückgang von Östrogen eine entscheidende Rolle spielt. Sinkende Östrogenspiegel sind dabei mit einer Verengung der thermoneutralen Zone assoziiert, was zur Folge hat, dass bereits eine geringfügige Erhöhung der Körperkerntemperatur zu überschießenden Wärmeabgabereaktionen und damit zu den entsprechenden Symptomen führt (Rossmanith & Rübberdt 2009).

Da ein Großteil postmenopausaler Frauen unter mäßigen bis schwerwiegenden vasomotorischen Symptomen leidet, war es Ziel der Studie, zu untersuchen, ob eine fettarme, vegane Ernährung mit täglichem Konsum von gekochten Sojabohnen eine Verbesserung der Symptomatik bewirken kann. Die Annahme, dass eine solche Ernährungsumstellung positive Effekte haben könnte, ergibt sich zum einen aus der Tatsache, dass durch die damit einhergehende hohe Ballaststoffaufnahme und die niedrige Fettzufuhr die Gewichtsabnahme sowie das Wachstum günstiger Darmbakterien gefördert werden kann. Zum anderen lieferten bereits vorangegangene Studien Hinweise, dass Soja-Isoflavone bei niedrigem Östrogenniveau als Östrogenagonisten wirken und so den Östrogenstoffwechsel im Körper effektiv ausgleichen können (Khapre et al. 2022).

Insgesamt nahmen 84 postmenopausale Frauen mit mindestens zwei mittelschwere bis schwere Hitzewallungen pro Tag an der Studie teil (von 71 lagen am Ende vollständige Daten vor), die zufällig in die Interventions- oder Kontrollgruppe eingeteilt wurden. Sowohl vor als auch nach den zwölf Wochen wurden der Gesundheitsstatus, Körpergröße und -gewicht sowie das Auftreten und die Intensität von Hitzewallungen ermittelt. Zudem wurde mittels Fragebögen die Nahrungsaufnahme (an zwei Wochentagen und einem Wochenendtag), die physische Aktivität sowie die Lebensqualität anhand von vier Kategorien (vasomotorisch, psychosozial, physisch und sexuell) erhoben. Während die Interventionsgruppe innerhalb der zwölf Wochen auf tierische Produkte verzichten, Öl und fettige Lebensmittel reduzieren und täglich 86 g gekochte Sojabohnen verzehren sollte, sollten sich die Teilnehmerinnen der Kontrollgruppe wie gewohnt ernähren. 

Ergebnisse:

Die Studie kam u.a. zu dem Ergebnis, dass sich die Gesamthäufigkeit von Hitzewallungen in der Interventionsgruppe um 78 % (p < 0.001) verringerte, während sie in der Kontrollgruppe um 39 % (p < 0.001) zurückging. Weiterhin konnte in der Interventionsgruppe ein Rückgang der mittelschweren bis schweren Hitzewallungen um 88 % (p < 0.001) verzeichnet werden; in der Kontrollgruppe hingegen betrug die Reduktion 34 % (p < 0.001). Neben der reduzierten Häufigkeit und Intensität konnte auch ein Anstieg von Teilnehmerinnen innerhalb der Interventionsgruppe beobachtet werden, die bezüglich mäßiger bis schwerer Hitzewallung gänzlich beschwerdefrei wurden. Während in der ersten Woche lediglich eine von 38 Frauen nicht unter mäßigen bis schweren Hitzewallungen litt, waren es in der zwölften Woche 19 von 38 Teilnehmerinnen.
Anhand der Ergebnisse konnten zudem Aussagen zur Korrelation getroffen werden: während die Kohlenhydrat- und Ballaststoffzufuhr (r = – 0,35 und r = – 0,29) negativ mit der Häufigkeit der Hitzewallungen korreliert waren, bestand zwischen der Fettzufuhr und jener Häufigkeit eine positive Korrelation (r = 0.33).
Hinsichtlich der Lebensqualität konnten des Weiteren in den Bereichen Vasomotorik (p = 0.004), körperliches Befinden (p = 0.01) und Sexualität (p = 0.03) signifikante Verbesserungen im Vergleich zur Kontrollgruppe festgestellt werden. 

Zusammenfassend konnte durch die Studie gezeigt werden, dass eine vegane, fettarme Ernährung mit einem hohen Verzehr von Sojabohnen das Potential hat, nicht nur die vasomotorischen Symptome und das Gewicht zu reduzieren, sondern auch zu Verbesserungen im körperlichen, psychosozialen und sexuellen Bereich beizutragen.

 

Barnard ND, Kahleova H, Holtz DN, Znayenko-Miller T, Sutton M, Holubkov R, Zhao X, Galandi S, Setchell KDR (2023): A dietary intervention for vasomotor symptoms of menopause: a randomized, controlled trial. Menopause, 30(1): 80-87. doi: 10.1097/GME.0000000000002080 

Khapre S, Deshmukh U, Jain S (2022): The Impact of Soy Isoflavone Supplementation on the Menopausal Symptoms in Perimenopausal and Postmenopausal Women. J Midlife Health, 13(2): 175–184. doi: 10.4103/jmh.jmh_190_21

Rossmanith WG, Rübberdt W (2009): Neuroendokrinologie der Menopause: Wie entstehen Hitzewallungen? In. Journal für Endokrinologie.