Der Alterungsprozess ist oft von einem chronischen, niedriggradigen Entzündungszustand sowie einem gestörten Glukose- und Fettstoffwechsel begleitet, was das Risiko für kardio-metabolische Erkrankungen erhöht. Eine vegane Ernährung wird mit verschiedenen gesundheitlichen Vorteilen in Verbindung gebracht, darunter verbessertes Darmmikrobiom, niedrigere Blutzucker- und Triglyceridkonzentrationen, geringeres Risiko für Herz-Kreislauf-Erkrankungen, einer geringeren Inzidenz bösartiger Tumore sowie geringere Entzündung.

Die Beliebtheit der veganen Ernährung steigt, auch bei älteren Erwachsenen. Allerdings birgt sie Herausforderungen, wie eine ohnehin erhöhte Anfälligkeit auf einen Vitamin B12-Mangel und eine geringere Proteinzufuhr. Langfristige vegane Ernährung könnte daher bei älteren Erwachsenen gegebenenfalls zu Muskelschwund (Sarkopenie) führen. Die Studie von Döschner et al. (2024) untersuchte die Auswirkungen einer 48-stündigen veganen Diät bei 30 gesunden, älteren Erwachsenen (≥65 Jahre) in einem Crossover-Design. 

In der veganen Phase war die Fettzufuhr geringer, während Kohlenhydrate und Ballaststoffe höher waren. Während der veganen Diät konnten die Teilnehmenden im Gegensatz zur Kontrolldiät die empfohlene tägliche Ballaststoffzufuhr (25-30 g) erreichen. Der Anstieg des Volumens und des Ballaststoffgehalts in Verbindung mit einer Tendenz zur früh einsetzenden Sättigung und einer verzögerten Magenentleerung im höheren Alter könnte zu einer Verringerung der Portionsgrößen geführt haben und somit die Tendenz zu einem höheren Gewichtsverlust während der veganen Intervention erklären. Bei der Kontrolldiät haben die Teilnehmenden ebenfalls Gewicht verloren, während diese ihre üblichen Essgewohnheiten beibehalten haben. Dies könnte jedoch auf den sogenannten Hawthorne-Effekt zurückzuführen sein, bei dem die Studienteilnehmenden das Verhalten ändern, wenn sie wissen, dass sie beobachtet werden. Gleichzeitig sank der systolische Blutdruck in der veganen Ernährung deutlich. Die Proteinzufuhr pro kg Körpergewicht war bei der veganen Ernährung signifikant niedriger. Die Teilnehmenden erfüllten ihren Proteinbedarf nicht, was mit Blick auf Sarkopenie negativ zu betrachten ist. 

Es wurde eine signifikante Senkung der Insulinkonzentrationen während der veganen Diät beobachtet. Die Glukose-, Triglyzerid- und hsCRP-Konzentrationen sanken unabhängig von der Diät. Teilnehmer*innen mit geringgradigen Entzündungen scheinen am meisten von einer kurzfristigen veganen Ernährung zu profitieren. 

Eine Gewichtsabnahme wird im Allgemeinen mit positiven Auswirkungen auf metabolische Risikofaktoren und einer Verringerung von Entzündungsmarkern in Verbindung gebracht, was möglicherweise erklärt, warum nach beiden Diätphasen eine signifikante Verringerung von Glukose, Triglyceriden und hsCRP festzustellen war. Interessanterweise wurden sowohl eine höhere Ballaststoff- als auch eine höhere Proteinzufuhr mit niedrigeren hsCRP- und IL-6-Konzentrationen in Verbindung gebracht, unabhängig von der Art der Ernährung. Eine hohe Protein- und Ballaststoffzufuhr wurde als Strategie vorgeschlagen, um Entzündungen im Alter entgegenzuwirken. Außerdem wurde ein niedrigere Natriumzufuhr mit einem höherem Gewichtsverlust assoziiert.

Trotz positiver Effekte wurden Herausforderungen identifiziert, insbesondere die unzureichende Proteinzufuhr. Wiederholte kurze vegane Interventionen könnten Vorteile bieten, wenn sie den Energie- und Proteinbedarf decken. Eine umfassende Studie mit genauer Überwachung der Ernährung ist notwendig, um die Langzeitauswirkungen zu verstehen.

Der gesamte Artikel ist hier kostenlos abrufbar.

Quelle: Döschner et al. (2024). Effects of a Short-Term Vegan Challenge in Older Adults on Metabolic and Inflammatory Parameters—A Randomized Controlled Crossover Study. Molecular Nutrition & Food Research. Advance online publication. https://doi.org/10.1002/mnfr.202300623