Trotz des wachsenden Bewusstseins der Bevölkerung gegenüber Gesundheitsthemen stellt der Eisenmangel weiterhin ein weit verbreitetes Problem dar. In Deutschland haben rund 58 % der Frauen und 14 % der Männer einen Mangel an Eisen. Neben prämenopausalen Frauen im Allgemeinen sind prämenopausale Frauen, die kein rotes Fleisch verzehren, sowie Sportlerinnen stärker gefährdet einen Eisenmangel zu entwickeln als Männer im Allgemeinen und postmenopausale Frauen. Die Anreicherung von Obst und Gemüse mit Eisen während des Anbaus, auch Biofortifikation genannt, könnte zur Verbesserung der Eisenversorgung beitragen. In Deutschlands Lebensmittelgeschäften ist die Auswahl an biofortifizierten Produkten bislang noch sehr beschränkt.
In diesem Beitrag wird Ihnen eine Studie von Welk et al. (2023) vorgestellt, deren Ziel es war, die Akzeptanz der Bevölkerung in Deutschland gegenüber mit Eisen angereichertem Gemüse zu untersuchen. Dazu wurde ein Online-Fragebogen entwickelt, der zur Definition der Zielgruppe von mit Eisen angereichtem Gemüse beitragen sollte. Außerdem sollten Maßnahmen, die zur Erhöhung der Akzeptanz dieser Produkte führen, bestimmt werden. Dabei wurde sich auf fünf Gemüsesorten beschränkt: Paprika, Spinat, Brokkoli, Rucola und Kohlrabi. Diese wurden aufgrund ihres hohen Vitamin C-Gehalts ausgewählt, der die Bioverfügbarkeit des Nicht-Hämeisens positiv beeinflusst. Der Fragebogen wurde von 1000 Erwachsenen (Männern und Frauen) aus verschiedenen Regionen Deutschlands ausgefüllt und anschließend ausgewertet.
Die Ergebnisse zeigten, dass die potenzielle Zielgruppe von mit Eisen angereichertem Gemüse vor allem Frauen und Menschen, die in Städten leben umfasst. Die Autor/innen vermuteten, dass dies möglicherweise dadurch erklärt werden könnte, dass Frauen aufgrund ihres höheren Risikos für einen Eisenmangel über mehr Wissen bezüglich der möglichen gesundheitlichen Folgen verfügen und Menschen, die in Städten leben experimentierfreudiger in ihrer Lebensmittelauswahl sind. Im Gegensatz dazu hatte das Alter der Studienteilnehmer/innen keinen signifikanten Einfluss auf die Akzeptanz von mit Eisen angereichertem Gemüse. Die Autor/innen vermuteten, dass dies möglciherweise dadurch erklärt werden könnte, dass Eisenmangel in fast allen Altersklassen relevant ist. Auch zeigte sich, dass Menschen, die bereits Supplemente oder funktionelle Lebensmittel (hier mit angereicherten Lebensmitteln gleichgesetzt) konsumieren zur Zielgruppe gehören könnten. Die Studienteilnehmer/innen bewerteten mit Eisen angereichertes Gemüse mehrheitlich als natürlicher, gesunder, nachhaltiger, sicherer und alltagsfreundlicher als die anderen beiden Produktgruppen. Dies spiegelte sich darin wider, dass 77% der Teilnehmer/innen mit Eisen angereichertes Gemüse gegenüber Supplementen und funktionellen Lebensmitteln vorziehen würden.
In dem Fragebogen wurde außerdem das Wissen bezüglich einzelner Nährstoffe getestet. Dabei zeigte sich, dass das Wissen bezüglich Eisen hoch ist, aber unter den Studienteilnehmer/innen nur wenig über die Folgen eines Eisenmangels bekannt ist. Auf die Frage, welche Lebensmittel wichtige Eisenlieferanten sind, antworteten zwei von fünf der Befragten mit Gemüse. Tatsächlich enthalten die meisten Gemüsesorten nur relativ wenig Eisen. Auf Platz zwei und drei der genannten Lebensmittelgruppen standen Fleisch und Fleischprodukte und Hülsenfrüchte mit je 37% und 29% der Teilnehmer/innen. Dieses Ergebnis wurde von den Autor/innen positiv bewertet, da es andeutet, dass die Kosument/innen angereichertes Gemüse als Eisenquelle akzeptieren würden. Diese Annahme wurde dadurch untermauert, dass die meisten frisches Gemüse als präferiertes mit Eisen angereichertes Lebensmittel zur Verbesserung der Eisenaufnahme angaben. Unter den fünf ausgewählten Gemüsesorten hatte Paprika mit 79% die höchste und Rucola mit 54% die geringste Akzeptanz. Spinat, Brokkoli und Kohlrabi bewegten sich in dem Bereich dazwischen.
Um Informationen zu sammeln, die relevant für die Markteinführung von mit Eisen angereichertem Gemüse sind, wurden die Studienteilnehmer/innen gefragt, ob sie den Begriff “biofortifizierte Lebensmittel” kennen beziehungsweise was sie denken, was damit gemeint sein könnte. Nur wenige kannten den Begriff und ein Großteil dachte, dass es sich um Produkte handelt, die aus der biologischen Landwirtschaft stammen. Dies hatten die Autor/innen erwartet, da in deutschen Lebensmittelgeschäften kaum biofortifizierte Produkte zu finden sind und es zudem gesetzlich verboten ist, diese unter dem Begriff “biofortifiziert” zu vermarkten. Das Wort “Bio” ist für Produkte aus biologischer Landwirtschaft vorbehalten. Die Ergebnisse des Fragebogens zeigten, dass es ohne diese Regelung zur Verwirrung bei den Konsumenten kommen könnte.
Die Nährwertkennzeichnung und die Angabe von möglichen gesundheitlichen Vorteilen von angereicherten Nahrungsmitteln sind erst dann erlaubt, wenn das Produkt eine gewisse Menge des Nährstoffs enthält. Diese können dazu beitragen, dass das Produkt ansprechender für die Konsument/innen und somit häufiger gekauft wird. Besonders ansprechend wäre laut den Ergebnissen des Fragebogens mit Eisen angereichertes Gemüse, das mit der Kennzeichnung „Reich an Eisen und Vitamin C” versehen ist. Unter den Gesundheitsangaben wurde „Hilft, Erschöpfung und Müdigkeit zu reduzieren” von der Mehrheit der Teilnehmer/innen als ansprechend empfunden. Erschöpfung war auch das am besten bekannte Symptom eines Eisenmangels. Diejenigen Studienteilnehmer/innen, die angaben, mit Eisen angereichertes Gemüse mit einer hohen Wahrscheinlichkeit zu kaufen, waren bereit, dafür einen Aufpreis von 0,10-0,20€ (pro Packung bzw. Stück) zu bezahlen.
Zusammenfassend könnte mit Eisen angereichertes, Vitamin C-reiches Gemüse in Zukunft dazu beitragen, die Eisenversorgung in Deutschland zu verbessern. Frauen und Menschen, die in Städten leben oder bereits Supplemente oder funktionelle Lebensmittel konsumieren, sind voraussichtlich Zielgruppe dieser Produkte. Durch eine spezielle Kennzeichnung der Produkte kann Einfluss auf die Kaufentscheidung der Konsument/innen genommen werden. Bei zukünftigen Untersuchungen sollten weitere Gemüsesorten sowie Obst mit einbezogen werden. Es sollte beachtet werden, dass die Supplementierung von Eisen bei Menschen ohne Eisenmangel kontrovers diskutiert wird. Mögliche gesundheitliche Vor- und Nachteile von höheren Eisenstatus-Biomarkern (wie Ferritin) müssen noch weiter erforscht werden.
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