Worum geht’s?
Im Positionspapier analysierten die Autor/innen des Forschungsinstituts für pflanzenbasierte Ernährung (IFPE) die Rolle der Arachidonsäure (ARA) in der vegetarischen und veganen Ernährung. Sie untersuchten dabei, ob eine pflanzenbasierte Ernährung ausreichende Mengen dieser langkettigen Omega-6-Fettsäure bereitstellen kann, mit besonderem Fokus auf sensible Lebensphasen wie Schwangerschaft, Stillzeit, Kindheit und Jugend.
Hintergrund
Arachidonsäure ist eine mehrfach ungesättigte Omega-6-Fettsäure, die fast ausschließlich in tierischen Lebensmitteln vorkommt. Sie erfüllt essentielle Funktionen im Körper, vor allem im Zellmembran-Stoffwechsel sowie bei der Signalweiterleitung und Bildung von Eicosanoiden. Letztere sind Botenstoffe, die Entzündungsprozesse steuern. Obwohl der Körper ARA aus der essentiellen Omega-6-Fettsäure Linolsäure synthetisieren kann, besteht die Frage, ob dies ausreicht, die physiologischen Funktionen von ARA aufrechtzuerhalten; insbesondere bei veganer Ernährung, die kein vorgeformtes ARA liefert.
Methodik
Die Autor/innen führten eine systematische Literaturrecherche in PubMed und Cochrane durch. Berücksichtigt wurden ausschließlich Studien aus westlichen Ländern, um genetische und ernährungsbedingte Unterschiede zu minimieren. Insgesamt wurden 27 Studien mit Erwachsenen sowie drei Studien mit Schwangeren, vier mit Stillenden und weitere drei mit Kindern und Jugendlichen ausgewertet.
Ergebnisse
ARA-Zufuhr:
- Veganer/innen: 0–46 mg/Tag
- Vegetarier/innen: 0–60 mg/Tag
- Omnivor/innen: 84–700 mg/Tag
Die ARA-Zufuhr ist bei pflanzenbasierten Ernährungsformen somit deutlich geringer.
ARA-Status (Blutwerte):
- RBC (Langzeit Indikator): In den meisten Studien kein signifikanter Unterschied zwischen vegetarischer, veganer und omnivorer Ernährung.
- Blut-Plasma: Leichte Abweichungen zugunsten der Omnivor/innen, jedoch meist ≤15 % Unterschied.
Diese Untersuchungsergebnisse deuten darauf hin, dass die endogene Synthese aus Linolsäure bei Erwachsenen offenbar genügt, um eine ausreichende Versorgung sicherzustellen.
Schwangere & Stillende:
Die ARA-Konzentrationen im Blut und in der Muttermilch unterschieden sich in den eingeschlossenen Studien nicht signifikant zwischen den Ernährungsgruppen. Es ist somit nach aktuellem Wissensstand keine Supplementierung notwendig, solange die Zufuhr an Linolsäure sichergestellt ist.
Bisher gibt es ebenfalls keine Hinweise auf Versorgungsdefizite bei Kindern vegetarischer oder veganer Mütter.
Säuglinge, Kinder und Jugendliche :
Säuglinge benötigen ARA in den ersten Lebensmonaten, welches sie über Muttermilch oder ARA-angereicherte Säuglingsnahrung erhalten. Nach Einführung von Beikost sinkt die ARA-Zufuhr deutlich. Dennoch scheint die ARA-Synthese im Kindes- und Jugendalter ausreichend zu sein, um den Bedarf zu decken.
Schlussfolgerung
Trotz signifikant geringerer Zufuhr an vorgeformter ARA bei vegetarischer und veganer Ernährung zeigen die meisten Studien keine relevanten Unterschiede im ARA-Status, insbesondere nicht im Langzeitmarker RBC. Eine ausreichende Versorgung scheint über die endogene Synthese aus Linolsäure gewährleistet.
Fazit & Ausblick
- Keine generelle Empfehlung für ARA-Supplemente bei vegetarischer oder veganer Ernährung notwendig, auch nicht für Schwangere oder Stillende.
- Stillen bleibt der Goldstandard für eine angemessene ARA-Versorgung von Säuglingen.
- Beikost sollte bewusst gestaltet werden, da sie wenig ARA enthält. Aktuell fehlen aber klare Referenzwerte.
- Langzeitstudien sind erforderlich, insbesondere zu Kindern und Jugendlichen, um potenzielle Langzeitfolgen geringer ARA-Zufuhr zu untersuchen.
Hier kommen Sie zu den Deutschen Handlungsempfehlungen zur ARA-Zufuhr bei pflanzenbasierter Ernährung und hier finden Sie das Positionspapier.