In diesem Beitrag wird Ihnen ein Paper vorgestellt, welches die Sterblichkeit durch spezifische Krankheiten und die Gesamtmortalität unter Vegetarier/innen und Nichtvegetarier/innen auf Basis der Daten der Adventist Health Study-2 untersuchte. Die Adventist Health Study-2 ist eine prospektive Studie mit 96.000 Proband/innen. Diese Untersuchung schließt 88.400 Teilnehmer/innen ein und hat eine Nachbeobachtungszeit von mehr als einem Jahrzehnt. Ziel der Untersuchung war es, detaillierte Einblicke in die gesundheitlichen Auswirkungen verschiedener vegetarischer Ernährungsmuster im Vergleich zu nicht-vegetarischen Ernährungsweisen zu gewinnen und deren potenziellen Einfluss auf das Risiko für bestimmte Todesursachen zu beleuchten. 

Hintergrund und Studienaufbau

Vegetarische und pflanzenbasierte Ernährungsweisen erfreuen sich zunehmender Beliebtheit, oft bedingt durch Gesundheitsmotive, religiöse Überzeugungen oder Überlegungen zu Umwelt und Nachhaltigkeit. Frühere Studien hatten bereits Assoziationen zwischen vegetarischen Ernährungsweisen und einem verringerten Risiko für chronische Krankheiten wie koronare Herzerkrankungen und Diabetes festgestellt. Die vorliegende Analyse strebte eine Erweiterung dieser Ergebnisse an und untersuchte explizit die Gesamtmortalität sowie Todesursachen wie Herz-Kreislauf-Erkrankungen, neurologische Störungen und Infektionskrankheiten.

Methodik

Für diese Studie wurden die Teilnehmer/innen in fünf Ernährungsgruppen unterteilt: Nichtvegetarier/innen, Semi-Vegetarier/innen (Flexitarier/innen), Pescovegetarier/innen, Ovo-Lacto-Vegetarier/innen und Veganer/innen. Alle Gruppen, ausgenommen die der Nichtvegetarier/innen, werden in dieser Analyse als vegetarische Ernährungsweisen bezeichnet.  Die Mortalität wurde mithilfe des Cox-Regressionsmodells und Methoden zur Berücksichtigung konkurrierender Risiken (Confounder) analysiert. Die Forscher führten außerdem Unteranalysen durch, um die Rolle von Geschlecht und Ethnie zu untersuchen.

Kernergebnisse

1. Gesamtmortalität

Vegetarier/innen hatten insgesamt ein geringeres Risiko für die Gesamtmortalität im Vergleich zu Nichtvegetarier/innen. Insbesondere bei jüngeren Männern zeigte sich dieser Trend deutlich. Bei älteren Vegetariern (über 85 Jahre) jedoch schwächte sich der gesundheitliche Vorteil teilweise ab.

2. Krankheitsbedingte Mortalität

Vegetarische Ernährungsweisen waren mit einer signifikant geringeren Sterblichkeitsrate aufgrund von Nierenversagen, Infektionskrankheiten, Diabetes und bestimmten Herzerkrankungen verbunden. Hierbei waren die Risikosenkungen bei veganer und ovo-lacto-vegetarischer Ernährung am stärksten ausgeprägt. Besonders bemerkenswert war der positive Einfluss auf Todesfälle durch Nierenversagen, der möglicherweise durch verminderte Risikofaktoren wie BMI und Bluthochdruck erklärt werden könnte.

3. Neurologische Erkrankungen bei älteren Vegetariern

Bei älteren Vegetarier/innen wurden höhere Risiken für Schlaganfall, Parkinson und Demenz beobachtet. Die Forscher vermuteten, dass ein niedriger Omega-3-Fettsäurespiegel, insbesondere von DHA, in diesen Ernährungsmustern eine Rolle spielen könnte, da diese Fettsäuren wichtig für die Gesundheit des Gehirns sind. Vitamin-B12-Mangel könnte ebenfalls ein beitragender Faktor sein, auch wenn viele Teilnehmer entsprechende Supplemente konsumierten.

Diskussion und Fazit

Die Ergebnisse dieser Studie zeigten, dass eine vegetarische Ernährung, insbesondere im jüngeren Alter, mit einem geringeren Risiko für viele Todesursachen assoziiert war. Dies untermauerte die Hypothese, dass pflanzenbasierte Ernährungsweisen die öffentliche Gesundheit fördern könnten, indem sie die Sterblichkeit für verschiedene häufige Todesursachen senken.

Für ältere Vegetarier/innen könnten zusätzliche Maßnahmen, wie Omega-3- und Vitamin-B12-Supplementierung, notwendig sein, um das Risiko für neurologische Erkrankungen zu senken. Insgesamt verdeutlichten die Ergebnisse die Vorteile pflanzenbasierter Ernährungsweisen, insbesondere für jüngere Altersgruppen, und riefen zur weiteren Forschung in Bezug auf Alterung und Ernährung auf.

Der vollständige Artikel ist unter diesem Link abrufbar. 

Abris GP, Shavlik DJ, Mathew RO, Butler FM, Oh J, Sirirat R, Sveen LE, Fraser GE. Cause-specific and all-cause mortalities in vegetarian compared with those in nonvegetarian participants from the Adventist Health Study-2 cohort. Am J Clin Nutr. 2024 Oct;120(4):907-917. doi: 10.1016/j.ajcnut.2024.07.028. Epub 2024 Aug 2. PMID: 39098708; PMCID: PMC11474362.